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Carimbologia do Brasil Clássico ist erschienen: São João/PB - Suruby/RJ

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Bulletin Nr. 38 des Clube Filatélico Brusquense (Juli/August 2021) Rezension: Dr. Bernhard Jankowsky

Bulletin Nr. 38 des Clube Filatélico Brusquense
(Juli/August 2021)

Mit seinen 29 Seiten und zahlreichen farbigen Abbildungen ist diese von Paulo Krieger F°. herausgegebene und sorgfältig edierte Publikation sehr attraktiv. Sie steht unter dem Motto GRANDES EXPLORADORES – “Dr. Livingstone – eu presumo”. Das Titelbild zeigt eine historische Wiedergabe des Treffens von Stanley und dem als verschollen geltenden Livingstone, das im Jahre 1871 im heutigen Tanzania stattfand. Dies ist wohl der Grund, warum dem Arzt und Missionar Livingstone die Titelehren zuteil wurden.

In seinem Artikel, der auch “DR. LIVINGSTONE – EU PRESUMO” überschrieben ist, erinnert der Verfasser Paulo Krieger F°. an einige Details, die man seit dem Schulunterricht wohl meist vergessen hat, z. B. die Tatsache, dass Livingstone nicht die Nil-, sondern die Kongoquelle entdeckt hat, aber bis zu seinem Tode der Meinung war, es wäre die Nilquelle gewesen. Als Missionar war er nicht gerade erfolgreich: er konnte gerade einen einzigen Afrikaner zum Christentum bekehren, nämlich den Häuptling Sechele aus dem heutigen Botswana. Auch erinnert der Autor daran, dass sich der Begriff “schwarzer Kontinent” für Afrika keineswegs auf die Hautfarbe der Einwohner bezieht, sondern auf die kartographische Konvention, unentdeckte Landesteile schwarz zu kennzeichnen.

Ein anderer Beitrag widmet sich einem Thema, das in diesem Jahr vor allem die Catarinenser bewegt: die 200. Wiederkehr des Geburtstags von Anita Garibaldi. Sie wurde in Laguna - SC geboren und zog von dort aus in die Welt (“De Santa Catarina para o Mundo”).
Aus Anlass ihres Geburtstages erschienen zwei Bücher, die sinnigerweise in ihrer Geburtsstadt vorgestellt wurden, und zwar:
ANITA – GUERREIRA DAS REPÚBLICAS E DA LIBERDADE des Schriftstellers Adílco Cadorin, ehemals Bürgermeister von Laguna, und DOIS MUNDOS E UMA ROSA PARA ANITA, eine Ko-Produktion von Cadorin und mehreren italienischen Autoren, darunter ein italienischer Minister und der Erziehungsminister von San Marino (!).
Cadorins Buch enthält zahlreiche bisher kaum bekannte Einzelheiten von Anitas Leben, so die fälschliche Mitteilung aus dem Amtsblatt der kaiserlichen Kriegsmarine aus dem Jahre 1840, Anita sei im Kampf der Forquilhas in Curitibanos gefallen.

In dem Beitrag MEMÓRIAS DO FRONT wird der Feldpostbrief eines deutschen Marinesoldaten aus dem Jahre 1941 vorgestellt, der ihn während der Einnahme Norwegens durch deutsche Truppen in Trondheim geschrieben hatte. Neben einem Faksimile des deutschen Originals und einer Übersetzung ins Portugiesische sind Vorder- und Rückseite des Briefes mit den entsprechenden Erklärungen auf Portugiesisch vorgestellt. Für den brasilianischen Philatelisten bedeuten die Erläuterungen des Briefes, der an eine Anschrift in die Ostmark gerichtet ist, eine große Hilfe. So wird erklärt, dass von 1938 bis 1945 Österreich so bezeichnet wurde. Allerdings wurde die Abkürzung N.D. in der Adresse nicht aufgeschlüsselt – es handelt sich um “Niederdonau”, also “Niederösterreich”. Das der Feldpostnummer vorangestellte “L” wird folgerichtig mit “Luftwaffe” erklärt.

Der nachfolgende Kurzbeitrag “Die Eroberung von Norwegen im 2. Weltkrieg” schließt sich an dieses Thema an. Hier simd die Gründe dargelegt, die Hitler zum “Unternehmen Weserübung” bewogen hatte.

Julio Stodieck erzählt in dem Beitrag “Die 10-Mark-Münze Ludwig II. von 1875” seine eigene, an dieses Goldstück gekoppelte Familiengeschichte zwischen Lünen in Westfalen und Santa Catarina. Die Münze wird bis auf den heutigen Tag von Generation zu Generation weiter vererbt.

Jorge Bianchi beschäftigt sich in dem Artikel “Olympische Spiele 2020” mit der Geschichte der Spiele von Beginn bis heute und zeigt ihre Höhen und Tiefen auf, reich dokumentiert mit der Abbildung von Briefmarken verschiedener Länder aus allen Epochen.

In einer kurzen Notiz gratuliert der Herausgeber auch der SFRS zu ihrem 90jährigen Bestehen, das mit einem Sonderstempel gewürdigt wurde. Auch wir schließen uns gern den Glückwünschen an.

Schließlich folgt ein Kapitel aus dem uns gut bekannten Buch von Ulrich Schierz RIO GRANDE – SELOS CONTAM A HISTÓRIA. Das Titelblatt der deutschen Fassung “Rio Grande – Briefmarken erzählen die Geschichte” ist zusätzlich abgebildet.

Zum Abschluss wird des 200. Jahrestages der Rückkehr von D. Joao VI. nach Portugal gedacht und mit vielen Briefmarken dokumentiert.

Einige Beiträge sind nur im weiteren Sinne philatelistisch, zeigen aber, dass man anhand von Briefmarken und Belegen historische und kulturelle Erkenntnisse auf reizvolle Weise sammeln oder auch rekapitulieren kann, womit der didaktische Wert der Philatelie wieder einmal unter Beweis gestellt ist.

(Digitale Version des Bulletins dem INFORMATIVO FILATÉLICO vom 22.07.2021 entnommen)




O Estado de São Paulo 9.7.2021



O Estado de São Paulo 9.7.2021



Übersetzung des nachstehenden Artikels von Dr. Bernhard Jankowsky

CORREIOS E CARTAS DAS TRINCHEIRAS DE 1932
(POST UND BRIEFE AUS DEN SCHÜTZENGRÄBEN VON 1932)

Der Philatelist Reinaldo Macedo hat anhand von über 300 Belegen den Postverkehr während der Revolution untersucht, die 1932 im Bundesstaat Sao Paulo ausgebrochen war. Den Brasilien-Philatelisten sind zwar die 11 Marken bekannt, die von den Revolutionären herausgeben wurden, aber wohl kaum die portofreie, mithin markenlose Korrespondenz, die Gegenstand von Macedos Forschung ist. Zusammen mit Eric Apolinário bereitet Macedo auf der Grundlage dieser Forschung ein Buch vor, das am 9. Juli 2022 anlässlich der 90. Wiederkehr der Revolution erscheinen soll.
Die Inhalte der zivilen Korrespondenz sind im wesentlichen belanglos, was zum einen daran liegt, dass die Briefe unverschlossen dem Zensor vorgelegt werden mussten, und zum anderen daran, dass die Revolutionsregierung die Korrespondenz zu propagandistischen Zwecken ausnutzte: Die Briefeschreiber sollten nämlich die Frontsoldaten zum Durchhalten ermutigen, deren patriotischen Gefühle wecken und die Liebe zu Revolution stärken. Mit mehr oder weniger Zwang wurden z. B. ganze Mädchenklassen zum kollektiven Briefschreiben an solche Soldaten aufgefordert, die keine Angehörigen hatten (oder niemanden, der schreiben wollte oder gar konnte). Die Briefe waren insofern wichtige, strategische Waffen für den Krieg. Die Soldaten ihrerseits schrieben Briefe von der Front, möglicherweise sogar aus den Schützengräben – daher der Titel des Zeitungsaufsatzes – und berichteten von Alltag, Liebe und Heimweh. Die Revolutionäre verteilten an die Briefschreiber auch Umschläge und Karten mit propagandistischen Aufdrucken, wie “Der Enthusiasmus der Truppen beschleunigt den Sieg”.
Neben der zivilen Postvewaltung existierte eine militärische, der CORREIO MILITAR MMDC. Die Abkürzung verweist auf vier Opfer der Diktatur, die für die Revolution ihr Leben ließen: Martins, Miragaia, Dráusio und Camargo.
Macedo betont zu Recht, dass während der Revolution, also genau vom 9. Juli bis 2. Oktober 1932, die für Brasilien wohl einmalige Situation bestand, dass 3 Postverwaltungen zur gleichen Zeit aktiv waren (die offizielle Post der Regierung und die beiden revolutionären Verwaltungen, die allerdings auf das Revolutionsgebiet beschränkt waren).
Das Postaufkommen war mit 3000 bis 4000 Sendungen pro Tag beträchtlich, und das angesichts der prekären Beförderungsbedingungen. Post an die Front wurde im allgemeinen nach Ribeirão Preto und Itapeva geschickt und musste dort von den Soldaten abgeholt werden. Die Transportmodalitäten waren zum Teil abenteuerlich, mussten doch alle erdenklichen Gelegenheiten genutzt werden, wie Beförderung zu Fuß, zu Pferde, mit Privatfuhrwerken aller Art.
Wegen der häufigen Truppenbewegungen kam es zu philatelistisch äußerst aussagekräftigen Belegen mit zahlreichen Durchgangs- und Nachsendestempeln – nachgewiesen sind bis zu 8 Stück pro Beleg.
Während der Blockade ging keine Post aus dem Staat S. Paulo heraus und keine hinein. Alle aufgelaufene Post blieb solange bei den Einlieferungspostämtern liegen, und Zeppelin-Belege wurden bis zum Ende der Revolution in Recife aufbewahrt.

(Freie Interpretation eines Artikels von José Maria Tomazela IN: O ESTADO DE SAO PAULO, 3.7.2021, p. A 13)




O Estado de São Paulo 9.7.2021



O Estado de São Paulo 9.7.2021


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